Eröffnung der Sonntagsbegegnung "Lesen" mit Bundestagspräsident Norbert Lammert und dem Schriftsteller Adolf Muschg (2011)

Verehrter Herr Präsident, lieber Herr Muschg, lieber Hans-Jochen Vogel, meine Herren Abgeordnete, lieber Herr Landrat, liebe Frau stellvertretende Landrätin, liebe Bürgermeister-Kollegen, liebe Gäste, herzlich willkommen zur 60. Schwabener Sonntagsbegegnung.

Dass ein Bundestagspräsident das Vater Unser neu übersetzt, klare Worte zum Zölibat findet, einen ungewöhnlichen Roman mit dem Titel "Sax" in Berlin der Öffentlichkeit vorstellt, in der kleinen Marktgemeinde Markt Schwaben einen Tag und eine Nacht verbringt, um bei einem Dialog über "Lesen" mitzuwirken und  - das ist ja dann doch vielleicht das Wichtigste – sein Amt als Präsident unseres Bundesparlaments mit Mut, Überparteilichkeit, staatsmännischer Klugheit und Freude ausfüllt: das ist  nicht selbstverständlich, und das finde ich und das finden viele stark und beeindruckend. Herzlich willkommen, Herr Dr. Lammert und danke, dass Sie heute bei uns sind.

Dass ein Schweizer Schriftsteller sein Land mit all seinen Eigenheiten liebt und gleichzeitig kritischen Abstand zu ihm findet, dass er politisch wach und aktiv ist und gleichzeitig mit Tiefgang über "Literatur als Therapie" oder den Parzival-Mythos nachdenken und schreiben kann, dass er - als Schweizer -  Präsident der Akademie der Künste in Berlin geworden ist und sich von diesem Amt auch wieder hat lösen können, dass er zahlreiche renommierte Auszeichnungen wie den Georg-Büchner-Preis oder den Hermann-Hesse-Preis erhalten hat und gleichzeitig auf die Bitte eines Bürgermeisters, vielleicht irgendwann einmal in unseren kleinen Ort zu den Schwabener Sonntagsbegegnungen zu kommen (wohlgemerkt wie alle, die hierher kommen, ohne jedes Honorar) dass er auf diese Bitte ganz einfach "ja" gesagt hat, auch das finde ich beeindruckend und außergewöhnlich. Herzlich willkommen Herr Muschg und danke, dass Sie  heute da sind.

Mit dem heutigen Dialog zum Thema "Lesen" geht die Reihe "Fächer des Lebens" zu Ende, gleichzeitig ist es die letzte Sonntagsbegegnung, die ich als Markt Schwabener Bürgermeister organisiere. Ja, Lesen ist ein Fach des Lebens, aber wir haben hier auch über anderes geredet: über Fußball (Dieter Hildebrandt und Nationalspieler Thomas Hitzlsperger), das Grundgesetz (der Präsident des Bundesverfassungsgerichts Hans-Jürgen Papier und Hans-Jochen Vogel) oder Randzonen (Gerhart Polt und Renate Schmidt) und Frieden (Rita Süssmuth und der palästinensische Pfarrer Mitri Raheb). Zu "Lesen" fallen mir nicht nur Bücher ein: Die Kartoffel-Lese, die Weinlese, die 1.,2.,3. Lesung von Gesetzen, die Lesungen im Gottesdienst…

Bei einer Bibellesung habe ich Sie, Herr Präsident, auf dem ökumenischen Kirchentag aus der Nähe kennen gelernt. Bei einer Jubiläumsvorlesung des Faches "Deutsch als Fremdsprache" an der Münchner Universität, Sie lieber Herr Muschg.

Dich, lieber Hans-Jochen, kenne ich jetzt schon 20 Jahre: und über 20 x warst Du auch bei unseren Begegnungsveranstaltungen in Markt Schwaben: zur Hälfte als Redner und zur anderen Hälfte als Gast und Schirmherr. Wir haben uns nicht zuerst, aber zuletzt bei einer Lesung getroffen: Vor wenigen Tagen warst Du hier bei uns in Markt Schwaben. Nicht als Redner oder Lesender, sondern zusammen mit mir und vielen anderen als Zuhörer bei einer Lesung Deiner Frau Liselotte aus ihrem Buch über das Altwerden  "Ich lebe weiter selbstbestimmt!". Danke, dass Du auch heute wieder da bist. Wir freuen uns jetzt auf Dein Grußwort.