Eröffnung der Sonntagsbegegnung "Gottvertrauen" mit Pater Anselm Grün und Bundesminister a. D. Hans-Jochen Vogel (2008)

Grüß Gott und Herzlich Willkommen,

lieber Pater Anselm Grün, lieber Hans-Jochen Vogel, danke, dass Sie heute nach Markt Schwaben gekommen sind, zu einer Sonntagsbegegnung über Gottvertrauen. Und nicht nur dafür, dass Sie gekommen sind, sondern auch dafür, dass Sie zusammen gekommen sind und sich bei uns in Markt Schwaben treffen.
Ein Kennzeichen unserer Sonntagsdialoge ist, dass zwei miteinander reden, die auf den ersten Blick aus zwei verschiedenen Welten stammen: Die türkische Familienministerin mit der deutschen, der Fußballnationalspieler mit dem Kabarettisten, der Atomphysiker mit dem Theologen, der Mönch mit dem SPD-Politiker.

Sie, lieber Pater Anselm, sind allerdings ein Mönch der nicht nur das Kloster und seinen Glauben kennt, sondern der viel von dem verstanden hat, was die Welt und die Menschen in der Welt bewegt.

Du, lieber Hans-Jochen Vogel, bist ein Politiker, der nicht nur etwas vom Regieren und vom Umgehen mit politischer Macht versteht, sondern der offen sagt, dass er an einen Herrgott glaubt, an eine Kraft, die über dem Menschen steht.

Gottvertrauen – ich bin gestern Nacht aus Breslau zurückgekommen. Wir haben das 10-jährige Bestehen unserer Schulpartnerschaft gefeiert. Ich war dort nicht nur als Bürgermeister von Markt Schwaben, sondern auch weil diese Schulpartnerschaft aus einer Sonntagsbegegnung mit Tadeusz Mazowiecki und Hans-Jochen Vogel ihren Anfang genommen hat.

Breslau – eine Stadt, die vor 60 Jahren am Boden gelegen ist, die geschlagen war von Zerstörung, Vertreibung, Not. Breslau, eine Stadt, die wieder auferstanden ist, die aufgeblüht ist mit ihren schönen Häusern, ihrer lebendigen Kultur, mit einem guten Geist zwischen den verschiedenen Nationalitäten. Einem Geist, der als eine Frucht auch viele Freundschaften zwischen Breslauer und Markt Schwabener Schülern hat wachsen lassen.

Ich glaube, dass das möglich war – im Großen und im Kleinen – hängt auch mit Gottvertrauen zusammen. Dass da Menschen sind, einer, zwei, tausend, die nicht aufgeben, die inmitten des Schlimmen an einen Sinn glauben, an einen roten Faden im Durcheinander, an ein kleines Licht im Dunkeln. Menschen, die darauf vertrauen, dass wir nicht allein sind.

Gottvertrauen – wie kann es in uns entstehen, am Leben bleiben, wachsen? Wie können wir es weiter geben: in der Familie, im Gottesdienst, in der Schule?
Gottvertrauen – Gott vertrauen: Ein Fach des Lebens? Ein Fächer des Lebens?

Lieber Pater Anselm, lieber Hans-Jochen Vogel, wie ist das bei Ihnen mit dem Gottvertrauen?