Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
als Markt Schwabener Bürgermeister heiße Sie ganz herzlich Willkommen zu unserem 2. Dreikönigsempfang.
Es ist schön, dass Sie alle da sind, dass wieder so viele da sind. Besonders freue ich mich, dass auch zahlreiche Mitglieder unseres Marktgemeinderates gekommen sind. Stellvertretend begrüße ich unseren 2. Bürgermeister, Herrn Bernd Romir und unseren 3. Bürgermeister, Herrn Josef Blasi und als weiteren Stellvertreter, Herrn Martin Unger. Herzlich willkommen! Genauso herzlich begrüße ich unsere Pfarrer, Herbert Walter und Karl-Heinz Fuchs. Schön, dass Sie da sind!
Und ein herzliches Willkommen auch an unsere Musiker, den Markt Schwabener Dreigesang. Er wird uns jetzt mit einem Lied begrüßen. Nach der Rede und den Ehrungen werden wir dann noch einiges von ihm hören.
Wozu ein Dreikönigsempfang? Es gibt 3 gute Gründe:
1. um zurückzuschauen und nach vorne zu blicken,
2. um zu danken und zu ehren und
3. um zu feiern und zusammen zu sein.
Was hat das Jahr 2003 für Markt Schwaben gebracht?
106 Kinder sind auf die Welt gekommen: 59 Buben, 47 Mädchen. 98 Menschen sind gestorben. 48 Paare haben in unserem Ort geheiratet, 23 Scheidungen hat es gegeben. 20 Paaren habe ich zur goldenen Hochzeit gratulieren dürfen, 49mal zum 80. Geburtstag, 20mal zum 90. Insgesamt hat unser Ort inzwischen 11 709 Einwohner. Die verlieren auch manchmal etwas: In unserem Fundbüro sind rund 500 Fundstücke abgegeben worden, vom Blutzucker-Messgerät über Rennräder bis hin zu den neuesten Modellen der Badehosenmode. Vieles hat seinen Besitzer wieder gefunden, einiges wartet noch.
Was war sonst noch? Rund 40 Sitzungen des Marktgemeinderats und seiner Ausschüsse hat es gegeben, darüber hinaus arbeiten die Marktgemeinderäte bei den Runden Tischen zu den Themen Kinder, Verkehr und Wirtschaft mit. Bewährt hat sich unser Ältestenrat, in dem alle Fraktionen vertreten sind und vor jeder Sitzung gleich informiert werden. Erfolgreich war auch unsere zweitägige Gemeinderatsklausur in Kloster Andechs, Spaß gemacht hat sie auch. Heuer im Februar wird es eine Fortsetzung geben.
Auch Trauriges hat sich ereignet:
Wir haben unseren Altbürgermeister Willi Haller zu Grabe getragen: 18 Jahre stand er an der Spitze unserer Gemeinde. Im vergangenen Jahrhundert war er der Jahrhundertbürgermeister. Sein Tod ist ein großer Verlust: Für unsere Marktgemeinde, auch für mich persönlich: Mit Willi Haller habe ich einen väterlichen Freund und Ratgeber verloren.
Der FC Falke, Willi Hallers Ein und Alles, ist im vergangenen Jahr aus der Bayernliga abgestiegen und ins Trudeln geraten. Inzwischen haben sich die Falken in der Landesliga stabilisiert und spielen ganz oben mit. Der Wiederaufstieg scheint möglich. 2003 war für Markt Schwaben sportlich ein sehr erfolgreiches Jahr: Die Showtanzgruppe Glory dance revolution ist Deutscher und Europameister geworden, aus Proathletics ist eine Weltmeisterin im 800 m Lauf hervorgegangen, aus unserem Turnverein ein Deutscher Meister im Karate, aus unserem KC Samstag eine Deutsche Meisterin im Kegeln. Wir haben sie bei der letzten Bürgerversammlung besonders geehrt.
Unser neues Jugendzentrum ist sehr gut angenommen worden, jeden Tag sind rund 40 – 50 junge Leute da. Die hängen nicht nur rum, sondern es geschieht viel Sinnvolles: Kickerturniere, Sport, Gespräche, Hilfe beim Schreiben von Bewerbungen, natürlich ab und zu eine Party.
Im Burgerfeld haben wir inzwischen ein richtiges Kinderhaus: Zum KiGa Sonnenschein ist eine Kinderkrippe dazugekommen, also ein Angebot für die ganz Kleinen. Es harmoniert, die Einrichtungen arbeiten gut zusammen. Hier und im benachbarten Seniorenzentrum und im Theater gab es im September einen großen „Tag der Kinder“, über 1000 Leute, junge und alte, waren da, alle Organisationen und Einrichtungen, die sich um Kinder kümmern, sind zusammengekommen, es war eindrucksvoll.
Vom Hochwasser sind wir 2003 verschont geblieben, Gott sei Dank. Unsere Feuerwehr, Polizei, THW, Rotes Kreuz und Wasserwacht haben das ganze Jahr über wieder das Ihre getan, um uns vor Unglück und Schadensfällen zu schützen und zu bewahren. An diesem Tag möchte ich allen unseren Hilfsdiensten ganz herzlich dafür danken.
Beim Unterbräu ist die Entscheidung für die Sanierung gefallen:
Dadurch werden wir Räume für unsere Vereine und einen großen Saal bekommen. Wir wollen, dass der Unterbräu zu einem Ort wird, in den wieder Leben einzieht, in dem wieder Hochzeiten stattfinden, Feste, Fasching, große Versammlungen, Konzerte. Auch das Ortsbild wird an dieser wichtigen Stelle wieder schöner werden. Inzwischen liegt die schriftliche Zusage der Regierung für die Städtebaufördermittel vor, d.h. bald kann es konkret losgehen.
Und: Anfang Dezember war endlich der 2. Erörterungstermin für die FTO, 6. Abschnitt, jetzt erwarten wir dringend den sog. Planfeststellungsbeschluss, der Baurecht bedeutet. Innenminister Beckstein hat uns noch kurz vor Weihnachten in einem Brief versichert, dass er dahinter her sein wird.
Vor einem Jahr war noch unklar, was aus dem neuen Ortsteil Burgerfeld wird. Große Sorgen haben uns damals die geplante dichte Wohnbebauung und die Planspiele mit der 12,5 m hohen Schallschutzmauer gemacht. Die jetzt einvernehmlich gefundene Lösung sieht Gott sei Dank anders aus: Ein grüner und bepflanzter Erdwall mit aufgesetzten Holzpalisaden, 8 – 9 m hoch, weniger Geschoßfläche bei der Wohnbebauung, eine Fußgänger- und Radfahrerbrücke, die den neuen Ortsteil mit dem alten Markt Schwaben verbindet.
Auch diese Maßnahme wird unser Ortsbild entlang der Bahn verändern, auch der Erdwall trägt zu einer optischen Trennung der Ortsteile bei: Aber diese Lösung ist auf jeden Fall erträglicher und sympathischer als der vor 1 Jahr befürchtete gigantische Betonriegel.
Und: Wir haben inzwischen eine lebendige Städtepartnerschaft mit der italienischen Gemeinde Ostra. Manche von Ihnen haben vielleicht schon die neuen Ortseingangstafeln mit den Wappen (blau-gelb und rot-weiß) bewundert! Innerhalb kurzer Zeit ist aus einer Idee Wirklichkeit geworden. 4 Besuche hat es gegeben: hin und her, her und hin. Für mich das Schönste: In beiden Orten war es möglich, die zahlreichen Gäste aus der Partnerstadt in Privatquartieren bei Familien unterzubringen. Das ist ein gutes Zeichen.
Es gibt noch viele andere Stichworte für 2004:
Weitere Verschönerung des Marktplatzes, Hochwasserschutz, kommunale Verkehrsüberwachung, Planungen für eine Markt Schwabener Gewerbeausstellung, einiges mehr.
Alles vor dem Hintergrund unsicherer Finanzen und knapper Kassen. Wir bewegen uns – nicht nur in Markt Schwaben – in schwierigen Zeiten.
Schwierige Zeiten bedeuten nicht, das man nichts tun kann. Gerade jetzt sind Tatkraft, Phantasie und Mut besonders gefordert. Auch in der großen Politik.
Allerdings:
Das Gerede und Gezänke unserer Bundespolitiker um die notwendigen Reformen und Entlastungen hat den Menschen bisher nicht viel gebracht: Vieles ist nur Wortgeklingel und Wichtigmacherei.
Und bei dem wenigen, was wirklich geschehen ist, entsteht der Eindruck: das dreht sich im Kreis, es ist wenig System dahinter, mit der einen Hand wird gegeben, mit der anderen sofort wieder genommen. Wir bezahlen weniger Krankenkassenbeiträge, dafür werden Praxisgebühren und Medikamentenzuzahlungen fällig. Wir bezahlen weniger Einkommenssteuer, dafür werden wichtige Sozialdienste zurückgefahren, Schwimmbäder und Büchereien geschlossen, Vereinszuschüsse gestrichen.
Die großen Firmen haben nach wie vor ihre Steuerschlupflöcher in den Gesetzen. Die Reichen unseres Landes ihre Steueroasen in der Schweiz. Gleichzeitig wird dem Mittelstand durch bürokratische Belastungen das Leben schwer gemacht, die Energie unserer Steuerfahnder – so hört man in diesen Tagen - soll sich in Zukunft vermehrt auf Verstöße bei der Nachbarschaftshilfe richten!
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, auch ich bin für Reformen. Aber sie müssen sich auf das Wesentliche konzentrieren. Und vor allem: Wir müssen von der endlosen Phase der Ankündigungen und des Zerredens zu Taten kommen: Mit einem Ruck ist es noch nicht getan. Aus dem Ruck muss ein Aufbruch werden. Aus dem Aufbruch ein Weg. Ein Weg nicht irgendwohin. Ein Weg nach vorne: Hin zu einer Gesellschaft, die gerecht ist, die menschlich ist, die Zukunft hat.
Vor vielen Jahren haben sich die Heiligen 3 Könige auf den Weg gemacht. Ihr Wegweiser war ein Stern. Sie sind ihm nach Bethlehem gefolgt, um ein kleines Kind in der Krippe anzubeten. Sie haben damit anerkannt, dass es über der menschlichen Macht noch eine höhere Kraft gibt.
Auch in unserer heutigen Zeit brauchen wir Wegweiser. Menschen, die uns helfen, die Richtung zu finden. Menschen, die mit ihrem eigenen Vorbild vorangehen. Menschen, die Farbe bekennen. Menschen, die sich für andere und für das Ganze engagieren, ohne dass sie eine Belohnung erwarten. Menschen, die Ausstrahlung haben und dadurch für andere zum Stern werden. Das kann eine Mutter sein, ein Bundeskanzler, ein Diakon, wir alle können Sterne sein.
In Markt Schwaben gibt es viele Menschen, die im vergangenen Jahr ein Beispiel gegeben haben. Man kann sie nicht zählen. Ich schätze, dass es weit über 1000 sind, die sich bei uns für das Gemeinwohl einsetzen:
In Vereinen, in den Kirchen, in Hilfsorganisationen, in Agenda-Gruppen, in den Schulen und Kindergärten, im Gemeinderat und in der Politik, im Sport, als Schöffen bei Gericht, in der Nachbarschaftshilfe. Oft geschehen diese Dinge unerkannt, im Stillen, ohne dass viel Aufhebens davon gemacht wird, ohne dass ein Cent bezahlt wird. Ihnen allen wollen wir bei diesem Dreikönigsempfang von Herzen danken. Durch ihren Beitrag ist Markt Schwaben ein lebendiger, ein bunter, ein menschlicher Ort. Danke!
Stellvertretend für alle anderen wollen wir heute 3 Beispiele in den Mittelpunkt stellen und mit einem der 3 Könige auszeichnen. Unsere Jury war der Umwelt-, Verkehrs-, Sozial- und Kulturausschuss des Gemeinderats, wir sind uns gut einig geworden. Die Könige sind ein Wanderpokal, sie wandern jedes Jahr – versehen mit den Namen der vorher Geehrten – an die neuen Empfänger weiter.
Nun kommen wir zum ersten König, es ist der Melchior.
In Markt Schwaben gibt es Menschen, die krank sind, die alt sind, die einsam sind. Und es gibt Menschen, die sich um sie kümmern, die ihre Hilfe anbieten, die da sind wenn sie gebraucht werden. Oft geschieht diese Hilfe über Organisationen wie die ökumenische Nachbarschaftshilfe, den Krankenhausbesuchsdienst, die Wohlfahrtsverbände. Manchmal geschieht diese Hilfe aber auch anders: von einzelnen Menschen zu einzelnen Menschen. 2 von ihnen wollen wir heute stellvertretend für viele andere ehren. Einer von beiden kann leider heute nicht persönlich dabei sein, weil seine Frau plötzlich sehr schwer erkrankt ist. Aber die andere ist da. Ich bitte Frau Anna Seiler zu mir.
Sie, liebe Frau Seiler, kümmern sich seit vielen Jahren um einen Menschen im Altersheim, der durch eine schwere Krankheit aus der Bahn geworfen worden ist. Sie sind nicht verwandt mit ihm, Sie bekommen nichts dafür. Sie sind jeden Tag da, versorgen ihn, sprechen mit ihm, zeigen ihm, dass er nicht allein ist.
Herr Obert kümmert sich seit vielen Jahren um eine inzwischen 90-jährige Nachbarin in einem unserer Hochhäuser, die selbst nicht mehr aus dem Haus kann. Er kauft für sie ein, putzt, versorgt sie mit allem, was sie braucht. Ihm ist es zu verdanken, dass die alte Frau in ihren eigenen vier Wänden bleiben kann, dass sie ihr vertrautes Zuhause, in dem sie sich auskennt, behalten kann.
Beide, Sie, liebe Frau Seiler und der Herr Obert, tun ihren Dienst im Stillen, nur wenige wissen davon, sie wollen das so. Heute soll für einen kurzen Augenblick Licht auf Ihr Wirken fallen. Wir danken Ihnen von Herzen und wollen Sie mit diesem König und einer Urkunde auszeichnen.
Dass wir seit Juli letzten Jahres ein Jugendzentrum in Markt Schwaben haben, ist nichts Selbstverständliches. Es ist möglich geworden, weil sich Leute zusammengetan haben, die alle denselben Traum hatten: Ein lebendiges Haus, in dem unsere Markt Schwabener Jugendlichen gut aufgehoben sind: vom Jugendfeuerwehrler bis zum arbeitslosen türkischen Mädchen. Der Förderverein Jugendzentrum hat es durch seinen großen Einsatz geschafft, diesen Traum Wirklichkeit werden zu lassen. Stellvertretend wollen wir Dir, lieber Siegbert Tillmann als Vorsitzendem, heute den Balthasar überreichen.
Ja, und wohin wandert der Kaspar?
Markt Schwaben hat sich letztes Jahr verlobt. Die Braut stammt aus dem Süden, sie hat die Sonne im Gesicht, sie riecht nach Meer, ihr Name hat einen schönen Klang: Ostra. Wir haben mit unserer Städtepartnerschaft eine gute Partie gemacht. Wir wollen heute dem Brautwerber dafür danken. Lieber Herr Bartoli, für Sie haben wir den dritten König, den Kaspar.
Zum Schluss will ich mich auch noch bei allen bedanken, die bei der Vorbereitung des Dreikönigsempfangs geholfen haben: Herr Martin Klob, Frau Edith Harant, Frau Evelyn Salomon, Frau Renate Reislehner, Herr Andreas Pröschkowitz (er hat u.a. die schönen Urkunden gestaltet), Frau Ulla Baumhof, und auch noch einmal Dank an den Markt Schwabener Dreigesang, der jetzt noch eine Weile für uns singen wird.
Der nächste Dreikönigsempfang wird am 6. Januar 2005 stattfinden.