Trauerrede für Altbürgermeister Willi Haller (2003)

Liebe Trauergemeinde,

Willi Haller war ein großer Bürgermeister. Sein Tod ist für Markt Schwaben ein schwerer Verlust und erfüllt uns mit Trauer.

18 Jahre stand Willi Haller an der Spitze unserer Marktgemeinde. Er hat Markt Schwaben geprägt wie kein anderer. Wir haben mit Willi Haller den Bürgermeister mit der längsten Amtszeit im vergangenen Jahrhundert verloren. Man könnte sagen: Unseren Jahrhundert-Bürgermeister.

Willi Haller war mehr: Er war ein guter Mensch. Auf vielerlei Weise hat er für seine Markt Schwabener Heimat und für seine Mitbürger gesorgt. Er hat sich um uns gekümmert: Mit ganzem Herzen.
Für Sie, liebe Familie Haller, war er ein guter Ehemann und Familienvater. Für viele von uns war er ein lieber Freund, ein treuer Vereinskamerad, ein umgänglicher Chef, ein engagierter Sportsmann, ein hilfsbereiter Nachbar, ein freundlicher Mitbürger. Einer, der da war für uns.

Ich habe Willi Haller kennen gelernt, als er schon Altbürgermeister war. Er ist mir – als Neuling im Amt - mit seiner langen Erfahrung oft zur Seite gestanden. Nie aufdringlich, immer freundlich und mit sehr  großem Sachverstand.

Ab und zu hat er mich im Rathaus besucht, stets war er dabei über die aktuellen Entwicklungen informiert, immer war er wach für Neues.

Erst vor kurzem wollte er noch alles über unsere junge Städtepartnerschaft mit Italien wissen.

Ich habe Willi Haller auch von einer anderen Seite kennen gelernt: Als begeisterten Falke-Fan im Fußballstadion.

Bei vielen Heimspielen sind wir nebeneinander gesessen, haben miteinander gejubelt, gezittert, uns gefreut. Willi Haller war bei diesen Spielen mit Leib und Seele dabei. Vieles habe ich ihn dabei gefragt: Namen der Spieler, Tabellenstände, Vereinsneuigkeiten. Willi Haller hat alles gewusst, wirklich alles.

Und noch von einer dritten Seite durfte ich ihn kennen lernen: als Nachbarn. Unsere Häuser sind nur wenige Meter voneinander entfernt.

Oft war ich bei ihm zu Hause im Wohnzimmer: Sein Stammplatz auf dem Sofa, ich gegenüber auf dem Sessel. Gezeigt hat er mir dabei oft verschiedenste Schätze aus vergangenen Jahren:

Landschaftsbilder, die sein im Krieg gefallener Bruder Joseph gemalt hat, ein Büchlein mit den alten Markt Schwabener Straßennamen und  Hausnummern, historische Zeitungsartikel, zum Teil von ihm selbst verfasst.

Vieles hat er mir aus früherer Zeit erzählt: von den alten Markt Schwabener Wirtschaften, vom Spielmannszug der Feuerwehr, den er selbst gegründet hat, vom Bürgermeister Anton Haas, der in den ersten Jahren nach dem Krieg sein Dienstherr war.

Willi Haller hat klein angefangen: Geboren in der Färbergasse, kam er nach 8 Jahren Volksschule als Lehrling ins Markt Schwabener Rathaus. Damals stand das Rathaus noch auf dem Marktplatz.

Nach dem Krieg machte er die Prüfung für den mittleren Verwaltungsdienst und wurde als Beamter von der Marktgemeinde übernommen. 1957 dann die Prüfung für den gehobenen Dienst.

Zur Zeit der Münchner olympischen Spiele – 1972 - wählten die Markt Schwabener Willi Haller zu ihrem Bürgermeister.

Er war der erste Bürgermeister unseres Ortes, der das Amt als Hauptberuf ausübte. Und Willi Haller war der erste Bürgermeister, der seine Arbeit im neuen Rathaus begann, im Anbau des Schlosses.
In diesem Jahr, 1972, wurde Willi Haller auch in den Ebersberger Kreistag gewählt. Ihm gehörte er bis 1996 an, 24 Jahre.

Als Bürgermeister wurde Willi Haller zweimal wieder gewählt: 1978 und 1984. Jedes Mal mit überwältigender Mehrheit. Warum wurde er gewählt?
Die Markt Schwabener haben ihm vertraut, die Markt Schwabener haben ihn anerkannt,
die Markt Schwabener haben ihn gern gehabt.

Vertraut haben sie ihm, weil Willi Haller kein enger Parteipolitiker war: Er war für alle gleich da, er hat sich für die Sache eingesetzt. Er wurde deswegen von allen Fraktionen im Gemeinderat geschätzt. Vertraut haben ihm die Menschen auch, weil man sich auf ihn verlassen konnte, weil er sein Wort gehalten hat.

Anerkannt haben ihn die Menschen, weil er viel vorangebracht hat in Markt Schwaben: den Neubau der Grundschule, die Bahnunterführung an der Finsinger Straße, das Sportzentrum, wo auch der Weg nach ihm benannt ist. Das sind nur Stichworte, die seine großen Leistungen andeuten. Dass er auch unser Ehrenbürger war, spricht für sich selbst.

Gern gehabt haben ihn die Menschen, weil er einer von ihnen war. Willi Haller ist bescheiden geblieben.
Trotz seines großen beruflichen Aufstiegs hat er nie die Bodenhaftung verloren. Er war immer nahe bei den Menschen.

Dass seine Tür im Amtszimmer offen stand, war ein äußeres Zeichen. Vielen Bürgern hat er mit ihren Anliegen und Sorgen weiter geholfen. Und auch für seine Mitarbeiter war er immer da.

Zahlreiche Markt Schwabener haben in den letzten Tagen durch einen Eintrag in unser Kondolenzbuch ihrem Willi Haller dafür noch einmal gedankt.

Ja, Willi Haller war da. Er war da für seine Markt Schwabener.

Gern gehabt haben ihn die Menschen auch wegen seinem Humor. Da, wo Willi Haller war, ist viel gelacht worden.

Einmal hat er mir einen humorvollen Spruch aus einem Buch aufgeschrieben, wie der ideale Bürgermeister sein soll:

- allgegenwärtig wie der Heilige Geist,
- niemals krank,
- im Rathaus, wenn man zu ihm will,
- auf der Baustelle, wenn dort etwas passiert,
- am Brandplatz, bevor es brennt,
- am Sonntagvormittag in der Kirche,
- am Sonntagnachmittag auf dem Sportplatz     und
- am Sonntagabend beim Stammtisch.

Willi Haller war so.  Er hat mir durch seine Art, Bürgermeister zu sein, ein Beispiel für mein Amt als Markt Schwabener Bürgermeister gegeben.
Sein ganzes Leben hat er sich mit voller Kraft für seine Heimat, für unser Markt Schwaben eingesetzt.

Lieber Herr Haller, wir alle sagen heute noch einmal Danke zu Ihnen, Vergelt’s Gott.

In unseren Herzen wird dieses „Danke“ für immer bleiben.