Rede Sonntagsbegegnung "Gut leben" mit Dr. Werner Bartens und Christoph Süß (2013)

Liebe Gäste,

69 Sonntagsbegegnungen hat es in Markt Schwaben gegeben, die 70. ist heute im Franziskus-Brunnenhof der Orthopädischen Kinderklinik Aschau. Ein Sommergastspiel im Chiemgau, am Fuß der Kampenwand. Danke, dass wir da sein dürfen.

Lieber Herr Süß, lieber Herr Dr. Bartens, und wir danken Ihnen, dass Sie beide sich heute auf den Weg in unsere Klinik gemacht haben. Sie werden sich austauschen über „Gut leben“.

Gut leben in einer Einrichtung für behinderte und kranke Kinder? Gut leben als Jugendlicher mit verkrüppelten oder fehlenden Gliedmaßen und einer geistigen Behinderung?

Wenn ich hierher komme, sehe ich im Schulbistro, in den Aufzügen, auf den Stationen in viele Kinder-Gesichter. Gesichter, die fast alle erst einmal sagen: „Ich bin froh, dass ich da bin.“ Die bei allen Schwächen, Schmerzen, Besonderheiten auch Lebenslust, Humor, Stärke ausstrahlen.

Ob diese Kinder, wenn sie unsere Einrichtung verlassen, und dann wenn sie erwachsen sind, auf Dauer gut leben werden, hängt nicht nur davon ab, ob sie in einem Behandlungszentrum wie dem unseren die richtige medizinische, psychologische, physiotherapeutische und schulische Hilfe bekommen. Es hängt auch davon ab, ob unsere Gesellschaft ihnen zeigt: Ihr gehört dazu. Ob dem leicht in den Mund genommenen Wort „Inklusion“ wirklich Taten, Gesetze, geeignete Wohnformen, sinnvolle Arbeitsplätze, offene Arme, offene Herzen folgen.
Sie, lieber Herr Bartens, lieber Herr Süß, haben zum Thema Krankheit und Behinderung beide eigene Erfahrungen und Wissen und engagieren sich auch in diesen Bereichen.

Der eine ist Arzt, Historiker, Wissenschaftsjournalist, der andere Fernsehmoderator, Kabarettist, Sänger. Den einen kennen viele von uns durch seine Artikel im Wissensteil der Süddeutschen Zeitung, den anderen über die Sendung „quer“ im  Bayerischen Fernsehen.

Beide haben Sie spannende und herausfordernde Bücher geschrieben: „Ich und du und der Weltuntergang“ oder „Ich denke also bin ich verwirrt“ (Christoph Süß) und, ganz neu, „Was Paare zusammenhält“ oder „Heillose Zustände: Warum die Medizin die Menschen krank und das Land arm macht“ (Werner Bartens). Im Jahr 2009 hat der eine den bayerischen Fernsehpreis für die Moderation von „quer“ erhalten, der andere wurde als Wissenschafts-Journalist des Jahres ausgezeichnet.

Ja, und zum Veranstaltungsort hier und zur Tatsache, dass Dr. Werner Bartens als Arzt an den Uni-Kliniken Freiburg und Würzburg gearbeitet hat, passt wunderbar, dass Christoph Süß im Spielfim „Beste Gegend“ von Marcus H. Rosenmüller einen Krankenhausarzt gespielt hat. Gemeinsamkeiten – aber sicher auch ein paar Gegensätze. Wir freuen uns jetzt auf Ihren Dialog: vielleicht eine dreiviertel Stunde zu zweit, dann beziehen wir das Publikum ein, gegen halb eins soll Ende sein.

„Gut leben“ – angesichts Weltuntergang und heillosen Zuständen. Wie geht das? Geht das?