Rede zum 20-jährigen Jubiläum der Sonntagsbegegnungen (2012)

Grüß Gott und herzlich willkommen zu unserer Sonntagsbegegnung,

am 28. Juni 1992 haben wir begonnen, heute, am 8. Juli 2012, feiern wir unser 20-jähriges Jubiläum. Deswegen ist manches an diesem Sonntag ein bisschen anders, z.B. die Vorreden: heute einmal lang statt kurz.

Es ist schön, dass Sie alle gekommen sind: Unser Landrat Gottlieb Fauth, mein Nachfolger als Markt Schwabener Bürgermeister Georg Hohmann, unser 3. Bürgermeister Albert Hones, und Sie, lieber Herr Regierungspräsident a.D. Werner-Hans Böhm. Ich freue mich, dass unsere Pfarrer da sind: von der evangelischen Kirche Karl-Heinz Fuchs - er ist einer unserer treuesten Besucher – und unser früherer katholischer Pfarrer Hans Hagl. In der Anfangszeit hat er das Pfarrheim für uns aufgemacht.
Herzlich willkommen heiße ich auch den Direktor des Franz-Marc-Gymnasiums, Gerhard Dittmann - viele Male durften wir in seiner Schule zu Gast sein, oft haben Schüler mitgewirkt – genauso wie den Leiter unserer Musikschule Peter Pfaff: auch seine Schüler haben mit ihrer Kunst mancher Sonntagsbegegnung eine Klangfarbe verliehen.

Eine besondere Freude ist für mich, dass viele der Helferinnen und Helfer (beim Stühle aufstellen, für den Blumenschmuck, bei der Technik, beim Einladungen schreiben, beim Aufräumen usw.) aus den früheren Phasen der Sonntagsbegegnungen dabei sind: Klaus Schattner, Gerti Wanke, Heiner und Petra Grönwald, Manfred Kabisch, Bruno Kukla, Albert und Elisabeth Hones, Anna Ostermair, Hans Brand und natürlich Ernst Zimmermann, unser Haus-Fotograf. Auch meiner Frau und meinen drei Kindern will ich heute für die tatkräftige Unterstützung Danke sagen.

Besonders begrüßen möchte ich die Vertreterinnen und Vertreter der Presse, die von Anfang an das Echo der Schwabener Sonntagsbegegnungen über den Veranstaltungssaal hinaus getragen haben.
Nur, weil dieses Netzwerk da war und getragen hat, konnten diejenigen, die ich jetzt begrüße, zu uns kommen.

Herzlich willkommen, lieber Hans-Jochen Vogel. Du bist Schirmherr der Sonntagsbegegnungen. Aber das Bild des Schirmherrn reicht nicht aus, um zu beschreiben, was Du für diese Gesprächsreihe, für mich, wirklich bist: Wegbegleiter. Väterlicher Freund. Vorbild. 9 Mal hast du als Dialogpartner mitgewirkt: das 1. Mal im Jahr 1993 alleine, über „Solidarität und Nächstenliebe“, dann im Gespräch mit Alois Glück, Tadeusz Mazowiecki, Heribert Prantl, Claus Hipp, Peer Steinbrück, Anselm Grün, Hans-Jürgen Papier, zuletzt mit Dieter Hildebrandt über „Alt werden“. Ungefähr 20-mal warst Du einfach so da, oft zusammen mit deiner Frau Liselotte, die ich auch heute herzlich bei uns begrüße. Wir freuen uns, dass Du ein Grußwort sprechen wirst.

Liebe Frau Stewens, Sie waren als Bayerische Familienministerin zusammen mit Ihrem Kultusminister-Kollegen im Jahr 2007 mit dem Thema „Was brauchen Kinder?“ bei uns, aber auch bei ein paar anderen Sonntagsbegegnungen haben Sie uns als Zuhörerin die Ehre gegeben, schön, dass Sie heute bei uns sind.

Herzlich willkommen, liebe Bärbel Narnhammer, Du warst als Landtagsabgeordnete ganz am Anfang unserer Reihe im Jahr 1993 bei uns. Auch Dein Thema hatte mit Kindern zu tun: „Politik für Kinder?“.

Herzlich willkommen, lieber Herr Prof. Fuad Kandil, Sie waren als ägyptischer Islam-Gelehrter  und Professor der Universität Karlsruhe im Jahr 2004 bei uns, zusammen mit dem Benediktiner-Abtprimas Notker Wolf, Sufi-Sängern, einer Mönchs-Schola und einer Schülergruppe, die Lessings „Nathan der Weise“ spielte. Sie sind gestern aus Karlsruhe zu uns angereist.

Herzlich willkommen, lieber Herr Dr. Andreas Schleef, Sie waren als Personal-Vorstand der AUDI AG im Jahr 1995 bei uns, zusammen mit Prof. Lutz von Rosenstiel. „Was ist ein gutes Unternehmen?“ war das Thema. Sie sind heute aus Ingolstadt gekommen.

Und noch einen früheren Mitwirkenden heiße ich herzlich willkommen, obwohl er noch gar nicht da sein kann. Abt Odilo Lechner von St. Bonifaz und Kloster Andechs. Er ist noch bei einer Firmung in Oberschleißheim und wird später dazu stoßen. Entweder hier im Saal oder beim Mittagessen.

Ja, und zuletzt – endlich! – komme ich zu den Dialogpartnerinnen des heutigen Vormittags. Herzlich willkommen, liebe Renate Schmidt, herzlich willkommen, liebe Frau Glück-Levi.

1992 wurde das Wort „Politikverdrossenheit“ zum Wort des Jahres gewählt. – Etwas dagegen zu tun – nicht nur gegen das Wort, mehr noch gegen diese Stimmung der Politikverdrossenheit – das war der Wunsch, besser der Stachel, für den Anfang unserer Reihe. „Politik und Glaubwürdigkeit“, war deswegen das 1. Thema unserer Reihe, mit dem Du, liebe Renate am 28. Juni 1992 bei uns warst. Heute bist du das 5. Mal da, zuvor gab es Dialoge mit dem evangelischen Landesbischof, mit der türkischen Familienministerin, mit Gerhard Polt.

Sie, liebe Frau Glück-Levi, waren 1995 bei uns, zusammen mit Prof. Rolf Oerter zum Thema „Was brauchen Kinder?“. Das, was Sie über Ihre Aufgaben beim Bayerischen Rundfunk hinaus tun, passt zum sog. „Format“ auch unserer Gesprächsreihe. Sie haben die Stiftung „Zuhören“ ins Leben gerufen, sind deren 1. Vorsitzende. Nicht Fünf, die bei einer Podiumsdiskussion aneinander vorbei reden, nicht Einer, der monologisierend sein Publikum langweilt: Die Zwei ist unser Schlüssel. Zwei, die aufeinander neugierig sind, zwei, die einander zuhören. Wir freuen uns schon auf Ihren Dialog zum Thema „Alt werden – Familie und Beruf“.

Was war das größte Abenteuer in diesen 20 Jahren Sonntagsbegegnungen? Zweifellos der Besuch der Gäste aus Papua-Neu-Guinea, John Momis und James Togel im Jahr 2000. Auf ihrer Heimat-Insel Bougainville, 1000 km vom Mutterland und 15.000 km von Markt Schwaben entfernt, war gerade ein 10-jähriger Bürgerkrieg mit einem Waffenstillstand halbwegs zu Ende gegangen; zusammen mit dem dortigen päpstlichen Nuntius Erzbischof Hans Schwemmer waren sie drei Wochen bei uns, um Anregungen und Hilfe für einen Autonomie-Status ihrer Insel und materielle Unterstützung für den Wiederaufbau zu organisieren. Im katholischen Pfarrheim wirkten sie bei der Sonntagsbegegnung „What brings the world together? Learning from Papua New-Guinee“ mit.

John Momis war zuvor viele Monate als Geisel inhaftiert gewesen, einen Tag vor seinem geplanten Abflug zu uns wurde ihm plötzlich von der Zentralverwaltung die Genehmigung für die Reise entzogen. Nur durch hektische, nach unserer Ortszeit mitternächtliche Diplomatie und das Schicken vieler Faxe durfte er in letzter Minute doch noch ausreisen. Die teuren gesponsorten Flugtickets, alle anderen Vorplanungen wären sonst ins Leere gelaufen.

Nach der Ausstattung mit Schuhen, Socken und Kleidung, die für unser Wetter passte, nach einer dringend nötigen medizinischen Versorgung, u.a. durch den medizinischen Dienst des deutschen Bundestags fuhren wir  3 Wochen kreuz und quer durch Europa: wegen der Autonomie zum Landeshauptmann von Südtirol nach Bozen, wegen eines adäquaten Justizwesens zur deutschen Bundesjustizministerin nach Berlin, wegen Unterstützung für die Landwirtschaft zum EU- Kommissar Fischler nach Brüssel, wegen Wirtschaftsbeziehungen zur IHK und zu Genossenschaftsbanken in München.

 “Learning from Papua New-Guinee” – während der 3-wöchigen Begleitung meiner Gäste habe ich viel gelernt: über Hilfsbereitschaft, über Vorurteile, über unterschiedliche Geschwindigkeiten, über Gelassenheit, über das, was wirklich wichtig ist –in Bayern, im Pazifik. John Momis ist nach seiner Rückkehr erst einmal politisch gescheitert; drei Jahre danach wurde er Botschafter von Papua Neu-Guinea in China, vor 2 Jahren dann mit großer Mehrheit zum Präsidenten einer autonomen Provinz Bougainville gewählt. 2014 wird seine Insel in einer Volksabstimmung über eine endgültige und vollständige Autonomie als eigener Staat abstimmen.   

Ja, und  jetzt  freuen wir uns auf Nicola Reichel, die uns mit dem Song von Leonhard Cohen, „Halleluja“ musikalisch begrüßen wird.
Danach hören wir das Grußwort von Hans-Jochen Vogel, daran anschließend der Dialog zwischen Marion Glück-Levi und Renate Schmidt.