Dank- und Abschiedsrede für Kämmerer Georg Söhn (2008)

Lieber Herr Söhn, liebe Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter,

vorgestern das Abschiedsspiel für Olli Kahn, heute die Abschiedsfeier für Georg Söhn.

Oliver Kahn war nicht irgendein Fußballspieler, und Sie, lieber Herr Söhn, sind nicht irgendein Kämmerer!

Sie sind einzigartig. Man darf sagen, Sie sind eine Markt Schwabener Persönlichkeit.

Und als Markt Schwabener Bürgermeister kann ich beurteilen: Sie haben durch Ihre Persönlichkeit unserem Rathaus und unserer Gemeinde Farbe gegeben, Ausstrahlung, Charakter. Wir haben uns in Ihrer Nähe wohlgefühlt: als Mitarbeiter und als Bürger. Wir haben Vertrauen zu Ihnen gehabt: als Mitarbeiter und als Bürger. Wir haben Respekt vor Ihnen und Ihrem Können gehabt: als Mitarbeiter und als Bürger. Und wir haben jetzt bei Ihrem Abschied Grund zur Dankbarkeit: als Mitarbeiter und als Bürger.

1966 haben Sie bei uns angefangen, als Lehrling, vor 42 Jahren. 1972 ist Ihnen die Stelle des Kassenverwalters übertragen worden. 1976 zum Beamten auf Lebenszeit ernannt, 1977 die Prüfung für den gehobenen Dienst bestanden, 1983 dann haben Sie die Kämmerei übernommen, 1994 erfolgte Ihre Ernennung zum Verwaltungsoberamtsrat. Ein Titel, den Sie nie stolz an Ihrer Tür oder vor sich her getragen haben. Aber der doch zeigt, was für einen beeindruckenden Werdegang Sie im Markt Schwabener Rathaus zurückgelegt haben.

In diesen 4 Jahrzehnten haben Sie viele Kollegen kommen und gehen sehen. Als Weggefährte aus Ihrer Anfangszeit ist einzig noch unser Kassenverwalter Herr Eckert bei uns, der Ihnen immer zuverlässig und mit seiner ganzen Kraft zur Seite gestanden ist. Und – wer kann das von sich sagen? – Sie haben mit 4 Bürgermeistern zusammen gearbeitet:
Bis 1972 mit Balthasar Strobl,
bis 1990 mit Bürgermeister Willi Haller,
bis 2002 mit Bürgermeister Richard Huber
und <link fileadmin files bw markt_schwaben_2002_-_2011.pdf _blank download>ab 2002 mit mir.

Ich bin sicher, dass ich auch im Namen meiner Vorgänger spreche:
Sie waren, Sie sind ein vorbildlicher Kämmerer, ein Kämmerer, wie ihn sich ein Bürgermeister nicht besser wünschen kann: Treu, ehrlich, sparsam, fleißig, klug.
Sie haben unsere Gemeindefinanzen nicht nur verwaltet, Sie haben sie gehegt und gepflegt: Dass wir regelmäßig einen ausgeglichenen Haushalt haben, mehr Rücklagen als Schulden, dass wir aus unserem Geld auch etwas gemacht haben, das ist zum großen Teil Ihnen zu verdanken.

Sie waren dabei ein Kämmerer, der sich auch gekümmert hat. Der bei aller Strenge und Objektivität, die ein Kämmerer haben muss, auch eine menschliche Seite gezeigt hat:

Sie haben mitgewirkt bei unseren Projekten „Hilde für Kinder in Not“ und „Hilfe für Menschen in Not“, haben sich eingesetzt, wenn es darum ging, Menschen aus Obdachlosigkeit zu helfen oder alten Menschen in schwieriger Lage beizustehen.

Lieber Herr Söhn, ich glaube Ihr Erfolgsgeheimnis war, Sie haben unseren Gemeinde-Haushalt nicht nur als ein Zahlenwerk betrachtet, das rechnerisch bewältigt werden muss, sondern Sie haben unseren Haushalt behandelt wie einen Schatz. Einen Schatz, den es zu wahren und zu mehren gilt. Sie haben ihn gewahrt und gemehrt, weil Sie verstanden haben, was das Wesen eines Schatzes ausmacht. Nicht, ihn einsperren und grimmig bewachen. Nicht, sich auf ihm ausruhen und die Dinge sich selbst überlassen. Sondern: den Schatz in die Hand nehmen und durch fleißige Arbeit etwas aus ihm machen.

Gottfried August Bürger: „Die Schatzgräber“

Ein Winzer, der am Tode lag,
rief seine Kinder her und sprach:
„In unserm Weinberg liegt ein Schatz, grabt nur danach!“-
„An welchem Platz?“ schrie alles laut den Vater an.
„Grabt nur!“ O weh! Da starb der Mann.

Kaum war der Alte beigeschafft,
so grub man nach aus Leibeskraft.
Mit Hacke, Karst und Spaten ward
der Weinberg um und um gescharrt.
Da war  kein Kloß der ruhig blieb;
Man warf die Erde gar durchs Sieb
und zog die Harken kreuz und quer
nach jedem Steinchen hin und her.

Allein, da ward kein Schatz verspürt,
und jeder hielt sich angeführt.

Doch kaum erschien das nächste Jahr,
so nahm man mit Erstaunen wahr,
dass jede Rebe dreifach trug.
Da wurden erst die Söhne klug
und gruben nun jahrein, jahraus
des Schatzes immer mehr heraus.

Wir Markt Schwabener brauchen keine Söhne, die erst klug werden, wir haben – Gott sei Dank – einen Söhn und der war schon immer klug und wird immer klug bleiben.

Lieber Herr Söhn, herzlichen Dank und alles Gute für Ihre Zukunft.