Festrede zum 600-jährigen Wappen-Jubiläum "Der Falke" (2009)

Verehrte Festversammlung,

es gibt Nüsse, Leitern, kleine Mönche; es gibt Gockel, Schwalben, Löwen. Und es gibt ihn: den Weißen Falken.

Wir Markt Schwabener, und ich als Markt Schwabener Bürgermeister ganz besonders, sind froh, und an diesem Festtag auch ein bisschen stolz, dass er unser Wappentier ist: Nicht zu mickrig, nicht zu langweilig, nicht zu stolz. Gerade recht für eine Marktgemeinde mit großer Geschichte, mit 12.400 Einwohnern, mit überörtlicher Ausstrahlung.

Der Falke ist Symbol für Freiheit, für klaren Blick, für zupackende Tatkraft. Am Freitag vor dem Weißen Sonntag 1409 ist er unserem Ort von herzog _Stefan dem Kneißl als Wappen verliehen worden. 600 Jahre ist das her: Seitdem hat er unseren Heimatflecken als Weggefährte begleitet. In diesen 6 Jahrhunderten hat Schwaben, ab 1922 Markt Schwaben, vieles mitgemacht: einiges hat unserem Ort zugesetzt: die Pest, die Verwüstung durch die Schweden im Dreißigjährigen Krieg, der große Brand 1749, die Kriege, Wasserfluten … .

Einiges hat uns vorangebracht: die Burg und der Bau des Schlosses, damit verbunden der Sitz des Landgerichts, die Marktrechte, die Pfarrkirche und die Schulhäuser, der Bau der Bahnlinie, der Zuzug der Heimatvertriebenen, das Gedeihen von Handel und Gewerbe.

Im Jahr 2009 können wir sagen:
Ja. Markt Schwaben hat viele Schicksalsschläge überstanden und Markt Schwaben hat viele Herausforderungen und Aufgaben gemeistert. Wir können dankbar sein, wir wollen dankbar sein: Unseren Vorfahren, unserem Schicksal, einem gnädigen Herrgott.

Vigilando ascendimus: „Durch Wachsamkeit steigen wir empor“. Das ist die Devise des Ordens vom „Weißen Falken“, der im Deutschen Reich über mehrere Jahrhunderte verliehen wurde. Dieser Spruch kann auch heute ein guter Begleiter sein. „Durch Wachsamkeit steigen wir empor“. Das muss nicht heißen: überall die ersten und größten sein, schon gar nicht im Sinne des sich Überhebens über andere. Aber es kann bedeuten: Wach sein für die Herausforderungen der Geschichte, den Überblick über das Ganze Suchen, neben den Kleinigkeiten des Alltags auch die großen Zusammenhänge sehen.
Und in diesem Geiste gute und in die Zukunft führende Entscheidungen für unseren Ort treffen.

Liebe Festversammlung, wir werfen heute und im ganzen Festjahr den Blick 6 Jahrhunderte zurück ins Jahr 1409.

Lassen Sie uns deswegen am Eröffnungstag bewusst auch einen Blick nach vorne werfen, auf 2609. Wird unser ältestes Haus, der Unterbräu noch stehen? Die Wiesen und Bachläufe des Postanger, wird es sie noch geben? Wird Markt Schwaben noch da sein? Wird es noch Menschen geben? Ja. Ich glaube daran. Ich glaube daran, weil ich darauf vertraue, dass wir aus den Erfahrungen unserer Geschichte lernen und an ihnen wachsen.

Rainer Maria Rilke: „Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen“.

Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen,
die sich über die Dinge ziehn.
Ich werde den letzten vielleicht nicht vollbringen,
aber versuchen will ich ihn.

Ich kreise um Gott, um den uralten Turm,
und ich kreise jahrtausendelang;
und ich weiß noch nicht: bin ich ein Falke, ein Sturm
oder ein großer Gesang.