Trauerrede für Marktgemeinderat Martin Unger (2004)

Liebe Trauergemeinde,

was wird bleiben?
Ich glaube, das Licht wird bleiben. Martin Unger hat in seinem Leben Lichter angezündet:
Lichter, die nicht nur kurz aufgeflackert sind, sondern Lichter mit kräftiger Flamme, Lichter, die weiter leuchten werden.

Ich habe Martin vor seinem Tod noch zweimal zu Hause besuchen dürfen. Beim zweiten Mal hat er sich gewünscht, dass ich ihm die Unterschriftenliste für das Waldvolksbegehren mitbringe. Er hat seinen Namen eingetragen und unterschrieben.

Er wollte mit der Kraft, die ihm noch geblieben war, mithelfen, dass es gut weitergeht in dieser Welt. Dass es gut weitergeht in dem Sinn, wie Martin die Welt verstanden hat, und wie er in ihr auch gelebt hat: Im persönlichen Leben und in der Politik als Gemeinderat.
Im Bemühen, gerecht, zu sein und im Spüren, dass alles zusammengehört, wie bei einem bunten Mosaik: die Bäume und die Strassen, die Alteingesessenen und die Asylbewerber, die Gesetze und die Freiheit.

Die schönsten Erinnerungen an Martin sind für mich die Abende nach den Dienstagssitzungen. Wir waren fast immer beim Griechen, haben bei einem Glas Wein geredet über Gott und die Welt. Selten über die Sitzungen, mehr über die große Politik in Berlin, über Martins Reisen in die Türkei, nach Argentinien, über unsere Städtepartnerschaft mit Italien, manchmal auch über den Sinn des Lebens, über Gerechtigkeit, ob es einen Gott gibt.

Unser Lieblingsessen war „kleine Fische“, vom Wirt speziell für uns angeboten. Manchmal gab es nur eine Portion, dann haben wir sie aufgeteilt.
Martin hat mir gesagt, dass er nicht Angst hat vor dem Sterben. Ich glaube, ich habe das auch in seinen Augen gesehen: Da war ein Strahlen, da war Licht.
Ich glaube, da war Licht, weil Martin Hoffnung gehabt hat: Hoffnung, dass es nicht nur in dieser Welt gut weitergeht, sondern dass es auch etwas anderes gibt, etwas Höheres, etwas, das nach dem Tod weiter besteht.

Licht war da aber auch, weil Martin in seinem Leben selbst viel Licht gegeben hat. Licht wird nicht weniger, wenn wir es verschenken, es wird mehr. Martin hat uns viel geschenkt:

Er hat sich eingesetzt für die Natur, für das Grün in unserem Ort, für eine gute Umwelt. Er hat sich gefreut auf die Neugestaltung des Postangers, und dass wir dem Hennigbach und seiner Umgebung dort neues Leben geben wollen.
Er hat sich eingesetzt für Kinder, für Sozialwohnungen, für alle Schwächeren. Er hat gekämpft für Kindergartenplätze, für eine Krippe und für den Hort.
Er hat sich eingesetzt für Gerechtigkeit, dafür dass alle vor dem Gesetz gleich sind. Er hat mir als Bürgermeister und dem ganzen Gemeinderat als Jurist oft geholfen, das Recht besser zu verstehen und es für unsere Bürgerinnen und Bürger klug zu gebrauchen: Mit ihm in unserer Mitte haben wir die schwierigen Verhandlungen zum Baugebiet Burgerfeld gemeistert und gute Lösungen gefunden.

Auch über die Politik hinaus hat Martin Unger Lichter angezündet: Er ist als Rechtsanwalt vielen Bürgern beigestanden, sie haben ihm vertraut, sie haben sich auf ihn verlassen können, er hat vielen mit seinem Können geholfen.
Martin war auch aktiv bei der „Aktion Markt Schwabener Unternehmer“, viele Jahre war er hier Kassier, hat bei den Weihnachtsmärkten für einen guten Zweck mitgearbeitet und war noch in den vergangenen Monaten zusammen mit anderen tatkräftig dabei, neue Projekte zu planen.

Die Car-sharing Union Markt Schwaben geht auf Martin Unger zurück. 1993 hat er sie gegründet, vergangenes Jahr hat er das 10-jährige Jubiläum organisiert. Ich durfte dabei sein, als Martin vielen Gästen aus anderen Städten das Markt Schwabener Projekt vorgestellt hat. Er hat sie beeindruckt.

Ja, Martin hat Lichter angezündet.
Er ist im Advent gestorben. Als ich zuletzt bei ihm war, das war am vergangenen Sonntag, da haben 3 Kerzen im Zimmer gebrannt, es war der 3. Advent.

Die vierte Kerze und das ewige Licht sieht Martin von einem anderen Ort aus. Nicht von weit weg oder von einem Punkt irgendwo im All. Martin sieht das Licht von einem Platz aus, der in unseren Herzen ist. Und in den Herzen all derer, denen er in den 54 Jahren seines Lebens sein Licht gegeben hat.

Lieber Martin, du wirst weiterleben in uns. Das Licht wird bleiben.