Rede zum 75-jährigen Jubiläum der Kolping-Familie "K.O.L.P.I.N.G." (2004)

Verehrte Gäste,

75 Jahre Kolping  Markt Schwaben. Das heißt: Begonnen hat alles im Jahr 1929. Und das Jahr 1929 hat es in sich:
•    Der Schwarze Freitag an der New Yorker Börse löst die Weltwirtschaftskrise aus,
•    Die Außenminister von Frankreich und Deutschland – Briand und Stresemann - erwägen inmitten einer Zeit nationalistischer Spannungen die „Vereinigten Staaten von Europa“,
•    Der deutsche Schriftsteller Thomas Mann erhält für sein Werk „Die Buddenbrooks“ den Literatur-Nobelpreis.
•    In Deutschland gibt es die erste Kolping-Gesamtversammlung, verbunden mit der Gründung eines eigenständigen deutschen Zentralverbandes.
•    Und in Markt Schwaben gründen 30 Männer unseren Kolpingverein.

Präses ist der Ortspfarrer Wolfgang Sturm, zum Gründungsvorsitzenden wird Josef Hellmuth gewählt. Josef Hellmuth war damals Geselle beim Schneidermeister Knadler. Er kam aus dem fränkischen Volkach und war dort bereits seit 1923 Mitglied des Kolpingvereins. In seinem Zeugnis wurde er so beschrieben: „Josef Hellmuth war ein musterhaftes Mitglied. Er war vorbildlich in Erfüllung seiner religiösen Pflichten, in Sparsamkeit und Mäßigkeit und im Eifer für die Vereinssache.“

Josef Hellmuth ging von 1923-1927 und ein zweites Mal 1930 auf Wanderschaft. Seine Wandertagebücher liegen uns vor und sind eine eindrucksvolle Erinnerung an die damaligen Zeiten.

In Markt Schwaben wurde seine Schneiderwerkstatt in der Gschmeidmachergasse – 1934 wurde Josef Hellmuth Meister – zu einer Anlaufstelle nicht nur für die, die Kleider brauchten, sondern für alle, die Rat und Hilfe suchten. Man könnte sagen: Dort war eine Art Kommunikations-Zentrum unseres Ortes: Es wurde geschneidert, geredet, gegessen, getrunken, geholfen und: es wurde auch viel gesungen.

In seinen alten Jahren kam dann noch ein Farbtupfer hinzu: Josef Hellmuth unterstützte, quasi als Konditorgehilfe, die berühmte Dax-Bine, berühmt vor allem für ihre wundervollen Schaumrollen. Sie hatte ihren Laden im Unterbräu und war somit die Nachbarin von Josef Hellmuth.
 
Ich glaube, der Gründungsvorsitzende von Kolping Markt Schwaben ist nicht nur ein Vorbild für die Kolpingfamilie, er ist mit seiner Hilfsbereitschaft Vorbild für unseren ganzen Ort.
1987 ist Josef Hellmuth gestorben, ich bin erst 1991 nach Markt Schwaben gekommen. Ich durfte ihn also nicht mehr persönlich kennen lernen, aber ich freue mich, dass ich seine Kinder kenne: Resi Purschke und Josef Hellmuth jun.. Und ich freue mich, dass sie heute da sind.

Das Jahr meines Herzugs nach Markt Schwaben – 1991 - war das Jahr, in dem Ludwig Schartner zum 1. Vorsitzenden gewählt wurde, über ihn habe ich Kolping kennen gelernt: Ich erinnere mich gerne an die ersten Gespräche bei der traditionellen Wanderung zur Andacht in der Schwillacher Kirche. 1991 war auch das Jahr, in dem Josef Ismair für seine großen Verdienste vom Diözesanverband die Korbiniansnadel verliehen bekam.
Der Name Ismair hat Kolping über die letzten Jahrzehnte geprägt: Josef, Karl-Heinz sen. und junior, ich habe mir sagen lassen, dass auch der jetzige Vorsitzende Walter Daschner zum weit verzweigten Ismair-Verwandtschafts- und Verschwägerungs-Clan gehört.

1991 war schließlich und vor allem das Jahr, in dem Adolph Kolping vom Papst seliggesprochen wurde: Für Kolping und für unsere Kirche ein großes Ereignis. Ein Signal für unsere heutige Zeit. Ein Zeichen, dass wir Kolping auch in unseren Jahren brauchen.

Warum brauchen wir Kolping?

Ich will die Antwort geben, indem ich versuche, den Namen zu buchstabieren:
K wie  Kameradschaft
O wie  Ortsverbundenheit
L wie  Lachen können
P wie  Prinzipien
I wie  Ismair
N wie  Naturnähe
und, der siebte Buchstabe,
G wie Gottvertrauen.

Lieber Herr Daschner, liebe Kolpingfamilie,
im Namen der ganzen Marktgemeinde danke ich Ihnen als Bürgermeister für das, was Sie für die Menschen in Markt Schwaben in den vergangenen 75 Jahren getan haben. Ich wünsche Ihnen Kraft und Gottes Segen für das, was Sie in den kommenden 75 Jahren auf den Weg bringen werden: Treu im Glauben, treu Ihren Prinzipien, treu Kolping.

Als Geschenk habe ich Ihnen einen kleinen Krug mitgebracht.